Die Firma „Rothmair & Hutja – Holzwarenfabriken und Sägewerke Ges. m. b. H.“, Molln – Leonstein, war ein Traditionsbetrieb, der schon zu Zeiten der Monarchie tätig war.

Holzwarenfabrik

Ausschnitt aus: Hof- und Staats-Handbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie für das Jahr 1918

Die Firma „Rothmaier & Hutja“ wollte 1918 sogar das Schloß Leonstein (Veichta), das größte Landgut des Landes Oberösterreichs, käuflich erwerben; die Grundverkehrskommission, welche mit Recht eine Entwertung durch Holzabschlägerung befürchtete, ließ es nicht zu.

Im Jahr 1939 wurde im Zuge der Arisierung der Firmenname in „Mollner Holzwarenfabriken und Sägewerke Aktiengesellschaft“ geändert.

Holzwarenfabrik um 1940

Mollner Holzwarenfabrik um 1940 (Album Rosenegger)

Bereits anfangs 1944 war die Erzeugung von Schäften für Infanteriewaffen von Steyr in die Mollner Holzwarenfabrik verlegt worden, die aus Geheimhaltungsgründen eine Tarnbezeichnung erhielt: einfach nach dem Familiennamen des Werkmeisters der Tischlerei wurde die Anlage nunmehr als „Tratsch-Werke“ bezeichnet. Als wichtigstes Produkt wurden in den Tratsch-Werken Holzbaracken fabriziert, die dem „Behelfsheimbau für Bombengeschädigte“ in diversen Lagern dienten und die mehrheitlich von (insbesondere niederländischen) Zwangsarbeitern hergestellt wurden.

Die Fabrik hatte einen eigenen Gleisanschluß an die Steyrtalbahn, eine Schmalspurbahn von 760 mm Spurweite, die damals zwischen Klaus und Steyr / Garsten verkehrte.

Mittlerweile ist die Bahn in diesem Raum längst stillgelegt; die Bahntrasse kann man noch im Gelände bzw. über Google Earth verfolgen, weil sie zu einem Radweg umgewandelt worden ist. Das Bahnhofsgebäude der Station Molln existiert noch, sogar noch entsprechend beschriftet, ist aber mittlerweile ein Privathaus. Die Steyrtalbahn fährt noch als Museumsbahn zwischen den Stationen Grünburg und Steyr.

Bahnhof Molln 2020

Das ehemalige Bahnhofsgebäude heute

Diese Infrastruktur kam in weiterer Folge auch der Firma „Motormuli“ zugute, als diese 1950 die große Fabrikshalle und einige weitere Baracken auf dem Gelände der (nunmehr wieder) Mollner Holzwarenfabrik anmietete. Dazu eine Notiz aus den „Oberösterreichischen Nachrichten“ vom 11. Oktober 1950:

OÖN

Im Jahr 1957 (also relativ kurz nach der Insolvenz der Firma „Motormuli“ 1955) stellt sich die Gesamtanlage der Holzwarenfabrik wie folgt dar:

Mollner Holzwarenfabrik 1957

Die große Halle links im Bild beherbergte die Fertigung der Motormuli-Geräte.
(Abbildung: Sammlung Roland Griesmann)

Ein ähnliches Bild vom Ende der 1950er-Jahre zeigt ebenfalls die Gesamtanlage der Holzwarenfabrik und, deutlicher als oben, den Bahnhof Molln:

Holzwarenfabrik

(Photo Ernst Feichter † – Sammlung Roland Griesmann)

Heute noch kann man sich eine ungefähre Vorstellung vom Aussehen der großen Halle machen, die – drei Jahrzehnte nach dem Ende der Firma „Motormuli“ – im Jahr 1986 von der Firma Trinko aus der Konkursmasse der Mollner Holzwarenfabrik erworben worden ist und seitdem von der Firma Trinko als Garage genutzt wird; allerdings handelt es sich mittlerweile nicht mehr um die originale Halle, denn diese ist 2006 durch massiven Schneedruck zusammengebrochen und anschließend neu aufgebaut worden, wobei der Grundriß unverändert geblieben ist (es wurde jedoch ein Zubau errichtet). Die heutige Adresse lautet Bahnhofstraße 17.

Trinko-Garage

Trinko-Garage (Photo © Gabriele Krenn)