Zum Tag des offenen Denkmals am 23. September 2001:
Bäuerliches Kalkbrennen im Voglhuber Kalkofen

Voglhuber Kalkofen
Jahrhundertelang wurde an der Ramsauer Straße zwischen Frauenstein und Molln vom Bauern des Voglhubergutes für die Nachbarschaft Kalk gebrannt. Als Mörtel-Bindemittel und Kalktünche spielte einst Branntkalk eine wichtige Rolle im Bauwesen. Nach jahrzehntelangem Stillstand wurde der Ofen im Auftrag der Fa. Glinsner Bau Ges.m.b.H. in Molln vor 20 Jahren ein letztes Mal angeheizt und war dann dem Verfall preisgegeben.

Öffentliche Förderungen und vor allem ein sehr großzügiger Zuschuss der Fa. Bernegger Bau Ges.m.b.H. in Molln ermöglichten es dem Verein Museum im Dorf, im Dezember 2000 mit der Wiederinstandsetzung zu beginnen. Ziel war nicht nur die Erhaltung der historischen Bausubstanz, sondern auch die Wiederbelebung der alten Kulturtechnik des Kalkbrennens in dem weitum vermutlich letzten betriebsbereiten Feldkalkofen. Nun ist mit Hilfe des Altbauern am Voglhubergut, Norbert Rohrauer, der den Ofen noch selbst betrieben hat, dieses Ziel fast erreicht:

Zum Tag des offenen Denkmals in Oberösterreich am 23. September 2001 soll die mächtige Glut im Kalkofen wieder lodern und das Calciumkarbonat von nahezu 30 m3 Kalkgestein in Kalkoxid verwandeln. Durch die Reaktion mit Wasser beim darauf folgenden Kalklöschen entsteht daraus der teigige Sumpfkalk, das einstmals unentbehrliche Bindemittel für Kalkmörtel und Weißtünche. Vier Tage lang wird der Ofen glühen und besonders bei Dunkelheit ein grandioses Schauspiel bieten. Schon früher lockte dies immer eine große Zahl von Zuschauern an, die den Kalkbrennern in geselligem Beisammensein bei Speis und Trank die mühevolle Nachtwache kurzweiliger machten.

Es ist beabsichtigt, das Schaubrennen im Voglhuber Kalkofen zu einer jährlich wiederkehrenden Dauereinrichtung werden zu lassen. Selbst wenn die Arbeit weitaus überwiegend von ehrenamtlichen Helfern geleistet wird, ist dies aber eine Frage der Finanzierung. Immerhin müssen an die 50 Raummeter Brennholz in Flammen aufgehen und der Ofen vor dem Entladen seiner Füllung vollständig abkühlen! Mit Holz gebrannter Kalk ist schon deshalb mit Produkten aus kontinuierlich betriebenen, gasbeheizten Schachtöfen nicht konkurrenzfähig, wie sie etwa im Kalkwerk Steyrling in Betrieb stehen. Es ist also keineswegs sicher, ob das Schaubrennen zum Tag des offenen Denkmals nicht die endgültig letzte Gelegenheit darstellt, sich ein Bild von dieser eindrucksvollen, aber mühseligen Arbeit früherer Bauerngenerationen zu machen.

Durch das Anbieten von Bausteinbons, Ansichtskarten und Broschüren sucht der Museumverein die Mittel für den künftigen Betrieb aufzutreiben. Auch eine Kombination mit dem Besuch des Museums im Dorf in Molln wird angeboten, das nach Meinung vieler Fachleute eine einzigartige Darstellung einheimischer Volkskultur und Zeitgeschichte bietet, dessen Existenz aber bisher selbst viele Einheimische noch nicht zur Kenntnis genommen haben.

Ein Besuch des Schaubrennens in der Zeit zwischen 20. und 24. September bietet daher nicht nur urtümliche und einzigartige Eindrücke, sondern kann dazu beitragen, dass eine alte bäuerliche Kulturtechnik nicht in Vergessenheit gerät.


Adolf Staufer
Obmann des Vereins Museum im Dorf Molln
(Presseinformation, September 2001)



Lehrerinformation zum speziellen Exkursions-Angebot im Rahmen der Aktion Schule/Museum des Landes OÖ



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