Was ist Kalk?
Die Gesteinsformationen der Kalkalpen werden hauptsächlich aus Kalkstein
- Kalziumkarbonat CaCO3 - gebildet, der aber
häufig mit Magnesiumkarbonat MgCO3
vermischt ist. Reiner Kalkstein ist in größeren Vorkommen selten.
Dolomit besteht etwa zu 70 % aus Kalzium- und zu 30 % aus Magnesiumkarbonat.
Was ist Kalkbrennen?
Erhitzt man Kalkstein auf ca. 1000 Grad C (Dolomit auf ca. 800 Grad C), so
entweicht Kohlendioxid CO2 und es bildet sich
Kalkoxid CaO (MgO), auch als Branntkalk bezeichnet. In Form von Gesteinsbrocken
nennt man ihn Stückkalk, zu Kalkmehl vermahlen heißt er
Weißfeinkalk. Das Kalkbrennen erfolgte früher in so genannten
Feldkalköfen, in denen bis zu 40 t Kalkstein gebrannt und nach
Abkühlung des Ofens ausgeräumt wurden. Im Gegensatz dazu werden
moderne, meist gasbeheizte Kalköfen kontinuierlich beschickt und entleert,
sodass der Ofen zwischendurch nicht auskühlt.
Was ist Kalklöschen?
Kalkoxid CaO reagiert unter starker Wärmeentwicklung heftig mit Wasser
und es bildet sich Kalziumhydroxid Ca(OH)2.
Erfolgt dieser Vorgang beim Kalklöschen mit ausreichender Wasserzufuhr, so
bildet sich eine weiße, teigige Masse, die man Löschkalk nennt.
Früher holten die Bauern und Handwerker von einem nahe gelegenen Feldkalkofen
Stückkalk, löschten ihn in Holzwannen und sumpften ihn in einer Kalkgrube
ein. Bei nahezu jedem Haus befand sich auch eine Kalkgrube mit Sumpfkalk.
Wozu verwendet man Löschkalk?
Mit Sand vermischt, wird er zu Kalkmörtel, dem früher wichtigsten
Bindemittel des Bauwesens. Trocknet Kalkmörtel an der Luft aus, wird der
Löschkalkanteil wieder zu hartem Kalkstein. In Wasser eingerührter
Löschkalk wird als Kalktünche zum Weißen von Mauern verwendet.
Dazu eignet sich am besten mehrjährig eingesumpfter Kalk.
Über das Bauwesen hinaus gibt es in der Metallurgie und Chemie eine Fülle
von Anwendungen für gebrannten Kalk, z.B. als Hochofenzuschlagstoff oder
zur Rauchgasentschwefelung.
Wie ist ein Feldkalkofen aufgebaut?
Meist ist an der Böschung einer ausreichend hohen Geländestufe ein
zylindrischer oder kegelstumpfförmiger Schacht ausgehoben und mit einer
feuerfesten Ausmauerung versehen. Von der Seite her ist ein Feuerungsloch und
mitunter auch ein überwölbter Vorraum ausgemauert, ein Stein- oder
Eisenrost schließt den Ofenschacht nach unten zum Aschenschacht hin ab.
Beim Befüllen des Ofenschachtes mit Kalkstein werden unten am Umfang
ringförmig kleinere Ansetzsteinen (ca. faustgroß) angesetzt, die
nach oben zu immer größer werden. Der in der Mitte frei bleibende
Raum wird oberhalb des Feuerungsloches mit Gewölbesteinen geschlossen und
darüber aufgefüllt. Um an den Schachtwänden eine ausreichend hohe
Temperatur zu erzielen, werden Pfeifenstangen eingelegt, die nach dem Ausbrennen
Zugkanäle freistellen. Die Steinfüllung wird oberhalb des Schachtrandes
kegelförmig aufgeschüttet und mit einer Lage von Reisigzweigen und
darüber mit einer dichten Schicht aus Kalkmörtel oder Lehm abgedeckt.
Der Durchmesser des Schachtes variiert beim Voglhuber Kalkofen zwischen 2 m
unten und 4 m oben, seine Höhe beträgt ca. 3,5 m. Es werden 37,5 t
Kalksteine eingeschlichtet. Das Feuer wird in dem durch das Steingewölbe
freigestellten Raum entzündet und durch das Feuerungsloch des Schachtes
genährt.
Ein Brennvorgang dauert ca. 4 Tage, dabei werden ca. 50 rm Weichholz
verbrannt. Die Ausbeute beträgt 23,4 t Stückkalk.
Wer hat früher den Voglhuber Kalkofen betrieben?
Der Ofen gehört zum Voglhubergut und wurde über Generationen von
der Besitzerfamilie betrieben. Befüllt wurde er mit Kalksteinen aus den
Geröllhalden am Oberlauf des Paltenbaches in der Hopfing, die mit
Ochsenfuhrwerken und später mit dem Traktor herangekarrt wurden. Die Auswahl
der passenden Steine erfordert große Erfahrung, die von Generation zu
Generation weitergegeben wurde. Zur Befeuerung wurde sowohl Dürrholz, als
auch Abbruchholz von Holzbauwerken verwendet. Nach langjährigem Stillstand
war der Kalkofen über Auftrag der Fa. Glinsner Bau in Molln ein letztes Mal
im Jahr 1982 in Betrieb.
Gibt es heute noch Anwendungen für mit Holz gebrannten Kalk?
Er wird praktisch nur mehr für Restaurierungsarbeiten an historischen
Bauwerken eingesetzt, wobei seine Anwendung meist vom Bauträger oder vom
Bundesdenkmalamt vorgeschrieben wird. Für Malerarbeiten wird mitunter
vorgeschrieben, wie lange der zu verwendende Kalk eingesumpft gewesen sein muss.
Für Standardanwendungen im Bauwesen ist im Vergleich zu industriell
hergestellten Bindemitteln der Herstellungsaufwand zu groß.
Was hat den Museumverein Molln zur Revitalisierung veranlasst?
Er will nicht in Vergessenheit geraten lassen, dass sich Generationen
abgemüht haben, um unseren Ort zu dem zu machen, was er heute ist. Auch
auf das Kalkbrennen in diesem Ofen trifft dies zu. Jeder einzelne Stein muss schon
vor dem Brennen mehrmals in die Hand genommen werden, und auch das Ausräumen
des gebrannten Kalkes ist mühevolle Schwerarbeit. Die Erfahrung von
Generationen steckt in dieser alten Kulturtechnik. Dies alles selbst erfahren zu
können, ist eine wichtige Grundlage dafür, dass wir der Vergangenheit
mit der gebührenden Achtung begegnen und ein besseres Verständnis
für die eigene Lebenssituation gewinnen können. Das Sprichwort "Was
Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen!" gilt nicht nur
für materiellen Besitz, sondern auch für Wissen und Verstehen.
Wie geht es mit dem Voglhuber Kalkofen weiter?
Ziel des Museumsvereines ist nicht nur die Erhaltung der Bausubstanz,
sondern auch die Wiederbelebung der alten Kulturtechnik des Kalkbrennens in
Feldkalköfen. Dazu wurde der Voglhuber Kalkofen vom Museumverein für
25 Jahre angepachtet. Die erforderlichen Arbeiten für die Befüllung,
den Betrieb und die Erhaltung des Ofens sollen wie bisher weitestgehend
ehrenamtlich erfolgen. Besucher der Festveranstaltungen rund um die jeweils
4-tägigen Schaukalkbrennen einerseits und Abnehmer von bestem Feldkalk
für Maler- und Restaurierungsarbeiten (etwa 24 Tonnen pro Ofenfüllung)
können zur notwendigen Finanzierung soweit beitragen, dass ein Stück
bäuerlicher Kulturtechnik vor dem Vergessen bewahrt und auch nach dem Tod
des letzten Kalkbrenners alten Schlages am Voglhuber Kalkofen fortgeführt
werden kann.
Da der Ofen nach dem 3. Schaubetrieb 2005 jedoch komplett neu restauriert
werden muss und für diese Renovierung nicht nur viel Arbeitszeit, sondern
auch zusätzliche, vom Museumsverein alleine nicht leistbare finanzielle
Mittel notwendig sind, könnte es einige Jahre dauern, bis der Ofen wiederum
einsatzfähig ist.
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