Mag. Angela MohrAngela Mohr  ::  Nachruf des Museumsvereines Molln



Im Kulturleitbild unserer Gemeinde Molln wird Kultur in sehr umfassender und idealistischer Art als Gesamtheit aller Lebensäußerungen zur Befriedigung der immateriellen Bedürfnisse des Menschen verstanden. In den vielen Jahren, über die ich mit Frau Mag. Angela Mohr freundschaftlich verbunden war und immer wieder auch zusammenarbeiten durfte, ist mir niemand begegnet, der diese Vorstellung von Kultur überzeugender zu leben und den Mitmenschen nahezubringen versuchte als sie.

Durch ihr schon im Pensionsalter absolviertes Studium der Kunstgeschichte und Archäologie sowie zahlreiche Kunstreisen war sie äußerst versiert in der bildenden Kunst. Unter anderem durch die enge Beziehung zu ihrer Schulfreundin Marlen Haushofer war ihr literarisches Interesse und Wissen weitaus überdurchschnittlich. Und auch die historischen und philosophischen Bücher, die sie mir von Zeit zu Zeit zu lesen gab oder schenkte, waren voll mit ihren Randnotizen und Anmerkungen, die eine intensive Auseinandersetzung mit diesen Themen bezeugten. Ihre große Liebe galt aber der oberösterreichischen Volkskultur und da wiederum aufgrund ihrer tiefen Verwurzelung im christlichen Glauben der Vielfalt an Symbolen, Bildern und Statuen in Kirchen sowie auf Klein- und Flurdenkmälern. Von den Schutzpatronen aus war es nur ein Schritt weiter zur Auseinandersetzung mit den Handwerken, die sich deren Obhut anvertraut hatten.

Es würde den Rahmen sprengen, würde ich hier alle ihre Arbeiten und Publikationen anführen, ich möchte mich auf das beschränken, was ihre lebenslang tiefe Beziehung zu ihrer Geburtsgemeinde Molln ausdrückt. Obwohl sie schon im Schulalter den Heimatort verlassen musste und ihr Lebensweg stets an anderen Wohnsitzen Halt machte, liebte sie die Stätten ihrer Kindheit über alles. An erster Stelle muss ich hier die Schutzmantelmadonna in Frauenstein anführen, die sie aus tiefem Herzen verehrte und der sie auch ein Buch widmete. Als ich mit ihr im vergangenen Herbst Frauenstein wieder einmal besuchte, verweilte sie lange schweigend und ergriffen vor dem Gnadenbild. „Das wird wohl das letzte Mal gewesen sein“ seufzte sie beim Verlassen der Kirche. Und es war das letzte Mal, denn im Frühjahr war sie schon zu sehr durch Alter und Krankheit gezeichnet für einen weiteren Besuch. Unserer Gemeinde widmete sie auch Bücher über die Klein- und Flurdenkmäler, den Althäuserbestand, sowie die bodenständigen Handwerke der Schaufelhacker und Maultrommelmacher. Zur als Beitrag für die dezentrale Landesausstellung „Land der Hämmer“ im Jahre 1998 vorgesehenen Darstellung der Sensenschmiedvergangenheit unseres Ortsteiles Gstadt an der Krummen Steyrling trug sie durch die Aufarbeitung des Geschehens vor der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bei.

Mit ihrem Beitrag zu diesem Buch möchte ich den Bogen spannen zu ihrem Wirken für unser “Museum im Dorf“. Zum Ende der Achtzigerjahre begann im Steyr- und Ennstal eine Handvoll Aktivisten die neue Idee einer dezentralen Landesausstellung zu träumen. Als wir damals die Möglichkeit andachten, in Molln mit einer musealen Einrichtung dazu beizutragen, waren Angela und auch ihr Bruder Julius mit Feuer und Flamme bei der Sache. Sie waren Proponenten für die Vereinsgründung 1991 und beteiligten sich intensiv an der Planung des Projektes, dessen Realisierung damals noch ungewiss war. Obwohl Angela zu den Projektsitzungen aus Steyr anreisen musste, versäumte sie keinen Termin. Mit der Archivarbeit bestens vertraut, leistete sie unersetzliche Beiträge zur historischen Aufbereitung unserer Dokumentationen und Ausstellungen. Dabei arbeitete sie nicht nur an eigenständigen Themenbereichen, sondern war bei jedem telefonischen Hilferuf bereit, dem Anrufer alle erdenklichen Unterlagen zu besorgen und Ratschläge zu erteilen. Von den Museumsmitarbeitern wurde diese Dienstleistung sogar noch intensiver in Anspruch genommen, als sie aus Altersgründen ins Franziskusheim nach Linz übersiedelte, da die nunmehrige Nähe zum Landesarchiv genutzt werden konnte. Umfangreichere Beiträge leistete Angela noch 2003 für die Dokumentation zum ökumenischen Jahr der Bibel und vor allem 2004, als sie für unsere Dokumentation über die Sportschuhfabrik Dachstein die Geschichte der Erhart-Bruderschaft des Mollner Schuhmacherhandwerks aufarbeitete. Auch als sie aufgrund ihres Alters nicht mehr aktiv mitarbeiten konnte, blieb sie unserem Museum bis zuletzt treu verbunden.
Für Ihr Wirken im Dienste der Gemeinde wurde Angela von der Gemeindevertretung die Ehrenbürgerwürde verliehen. Zu ihrem 80. Geburtstag im Jahr 2000 widmete ihr unser Verein den auf dem Museumsfreigelände zu Ehren der eingesessenen Handwerke errichteten Handwerkerbildstock. Als kleines Zeichen des Dankes für ihre Dienste werden wir auf diesem Bildstock nun für sie eine Gedenkplakette anbringen. Es ist mir aber ein Bedürfnis, auch meinen persönlichen Dank für die Jahre gemeinsam verfolgter Ziele und Arbeiten zum Ausdruck zu bringen, die mein Leben merkbar bereichert haben.

Adolf Staufer
Gründungsobmann

5. August 2013

 

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