Aktion Schule/Museum Lehrerinformation 2003 |
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Die Marktgemeinde Molln zählt mit 191 km2 Gemeindefläche zu den ausgedehntesten Oberösterreichs. Etwa 140 km2 davon sind Wald, ein bedeutender Anteil davon im heutigen Nationalpark Kalkalpen. Die das Gemeindegebiet entwässernden
Flussläufe der Krummen Steyrling und des Paltenbaches boten aufgrund ihrer beherrschbaren Mächtigkeit schon in vorindustrieller Zeit günstige Bedingungen für die Wasserkraftnutzung, insbesondere durch holz- und eisenverarbeitende Betriebe. Bis zur Revolution 1848 wurde Molln durch die Grundherrschaft Steyr verwaltet, die sich seit 1667 im Besitz der Grafen Lamberg befand. Die geschichtliche Entwicklung des Ortes wurde durch diese Gegebenheiten wesentlich
beeinflusst. Eine Einführung in die Ausstellungsthemen und organisatorische Fragen wird unter der Internet-Adresse gegeben.
1. Die Welt der MaultrommelDie Maultrommel ist ein einfaches Volksmusikinstrument, von dem in mehreren Kulturkreisen 2 Grundbauformen bekannt sind. In Europa, Nordasien und Nordamerika ist die Bügelmaultrommel aus Stahl oder Messing verbreitet, in Südost- und Ostasien die Rahmenmaultrommel, bei der die Zunge in einem geschlossenen Rahmen aus Bambus, Knochen oder Messing schwingt. Seit Jahrhunderten wird in Molln die europäische Form dieses Instruments erzeugt, seit 1679 existiert für die ansässigen Maultrommelmacher eine Handwerksordnung. Die Erzeuger waren kleine Familienbetriebe. Ihre Werkstatt war die Wohnstube, in der sich von den Großeltern bis zu den Schulkindern alle Familienangehörigen am Erwerb des kargen Lebensunterhaltes beteiligten. Der Handel lag in den Händen von Verlegerfamilien, die neben Maultrommeln auch die Kleineisenwaren aus anderen Orten, wie jene der Messerer zu Steinbach und Steyr, in alle Welt lieferten. Literatur:
2. Das Gstadt - Vom Eisen zum AluminiumIm Gstadt, einem kleinen Talkessel am Unterlauf der Krummen Steyrling, wird seit Jahrhunderten die Wasserkraft dieses Gebirgsflusses wirtschaftlich genutzt. Neben Getreide- und Sägemühlen, Loh- und Pulverstampfen wurde das an den Hängen des Gaisbergrückens geschürfte Eisenerz verhüttet, und bis 1962 Sensen und andere Gerätschaften geschmiedet. Das dazu erforderliche Kohlholz wurde kurzwegs auf der Krummen Steyrling aus den Wäldern des heutigen Nationalpark Kalkalpen herangetriftet. Seit 1950 wird Aluminium-Vormaterial zu hochwertigen Investitions- und Gebrauchsgütern veredelt. Der moderne Betrieb im Besitz des traditionsreichen Gewerkengeschlechtes Piesslinger stellt das einzige Beispiel aus der Reihe der österreichischen Sensenhämmer dar, in dem heute wesentlich mehr Mitarbeiter ihren Lebensunterhalt finden als in der Blütezeit der Sensenvergangenheit. Ehemalige Sensenschmiede und Experten der Aluminium-Verarbeitung haben gemeinsam ein Bild von der Entwicklung dieses Industriestandortes über die Jahrhunderte gezeichnet und eine eindrucksvolle Sammlung von Schaustücken zusammengetragen. Auf engstem Raum kann man hier gleichsam ein Modell der gesamten Eisenwurzen betrachten, welches neben der glorreichen und doch mühevollen Vergangenheit auch das beeindruckende Heute einschließt. Literatur:
3. Bodenständiges HolzhandwerkAn die 140 Quadratkilometer groß ist in Molln der Anteil des Waldes an der Gemeindefläche von 191 km2. Schon zur Zeit der gefräßigen Schmiedefeuer blieb da neben der von der Obrigkeit stark bevorzugten Verkohlung noch genügend Holz zur Herstellung bäuerlicher und häuslicher Gerätschaften. Seit dem Jahre 1600 regelt für die Mollner "Holzschnitzler" eine Handwerksordnung Handwerkssitten und Geschäftsleben. Schaufelhacker, Rechen- und Gabelmacher, Schüssler und Drechsler, Wagner und Rockenmacher zählt die alte Handwerksordnung als Mitglieder auf. Über Jahrhunderte hinweg haben sich die gleichen Familiennamen in der Zunft gehalten, auch als sie nach Aufhebung der alten Zunftordnungen von einer Genossenschaft abgelöst wurde. Der 80jährige Wagnermeister Adolf Kerbl aus Frauenstein, selbst einst Mitglied dieser Genossenschaft, hat in die Ausstellung seine Lebenserfahrung, sein Wissen um Werkstoff und Werkstück und die Liebe zu seinem Handwerk eingebracht, das nach seinen Worten für ihn niemals einen goldenen Boden hatte. Musste er doch den Untergang seines Handwerks miterleben und mit vollziehen! Praktisch alle Handwerkzeuge und Einrichtungen der alten holzverarbeitenden Gewerbe sind zu sehen. Eine Videodokumentation zeigt die Arbeitsschritte zur Anfertigung eines hölzernen Wagenrades. Literatur:
4. NEU: Bäuerliche AlltagskulturDie technologische Entwicklung hat auch in der Landwirtschaft einen ungeheuren Wandel verursacht. Jahrhundertelang verwendete Werkzeuge und Gerätschaften sind aus dem bäuerlichen Alltag verschwunden. Ein Teil der im Museum im Dorf gesammelten Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge und Geräte aus Mollner Bauernhäusern ist laufend ausgestellt.
5. OrtsgeschichteEs soll gezeigt werden, welche Zustände und Ereignisse
die Entwicklung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen des
Ortes beeinflußten. Ziel ist es, diese Darstellung bis in die Gegenwart zu
erstrecken. Von den bisher verfügbaren 1500 A4-Seiten Bildern und Texten
sind derzeit etwa 1000 ausgestellt und behandeln folgende Themen: 5.1. Molln und die Herrschaft SteyrJahrhundertelang lebte die Bevölkerung von Molln als Untertanen der Herrschaft Steyr, bis die Revolution von 1848 sie zu freien Bürgern und Volleigentümer ihrer Bauernhöfe machte. Die vielschichtige Beziehung zwischen Herrschaft und Untertanen wird anhand von ortsbezogenen Dokumenten und Bildern in folgenden Schwerpunkten aufgezeigt: Die Herrschaft Steyr und die Grafen Lamberg
Entwicklung des Verhältnisses zwischen Grundherrschaft und Untertanen vom ausgehenden Mittelalter bis 1848
Herrschafts- und Gemeindejagd
Schwerpunkte der Wilderei
Forstwirtschaft und Holzknechte
5.2. Molln am Beginn des 20. JahrhundertsEine Grundidee dieses Ausstellungsbereiches ist es, an der Wende zum 21. Jahrhundert den Blick an den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückzuwerfen und dazu die kaum jemals verwendeten örtlichen Chroniken zu nutzen. Vorwiegend anhand der Chroniken der Pfarren Molln und Frauenstein, wird ein Bild der Zeit vor und nach dem denkwürdigen Jahr 1918 gezeichnet. Lokale Ereignisse und Weltgeschehen geben sich die Hand, die Stätten großer Schlachten, Militärspitäler und Kriegsgefangenenlager werden durch die Aufzeichnungen des Pfarrers zu Stätten persönlicher Betroffenheit für die Familien jener Einwohner, denen diese Orte zum Schicksal wurden. Menschlich bewegend ist die Sammlung von Feldpostbriefen eines im 1. Weltkrieg gefallenen Bauern, abgerundet durch den Briefverkehr, den seine Frau nach seinem Verschwinden zur Aufklärung seines Schicksals führte. Die Geburtswehen der Republik spiegeln sich u.a. im Wildererdrama vom 14. März 1919, seiner Vorgeschichte und den Turbulenzen der Folgezeit. An die einstige Vielfalt von Bauernhöfen, Werkstätten, Krämerläden und Dorfwirtshäusern erinnern zahlreiche, bisher unveröffentlichte Bilder und Erinnerungsgegenstände. Der Einzug des elektrischen Stromes in das tägliche Leben wird mit einem Überblick, der Baugeschichte des Kraftwerkes Steyrdurchbruch und dem ausgestellten Kleinkraftwerk einer bäuerlichen Genossenschaft aus den frühen Zwanzigerjahren dokumentiert.
5.3 NEU: Die Bibel in MollnBei der Gründung des Klosters Garsten im
Jahre 1182 wurde diesem u.a. das Gebiet zwischen Enns und Steyr bis zum
Rettenbach im Sengsengebirge zugewiesen, sodaß alle Pfarren am rechten
Ufer der Steyr zu diesem Kloster inkorporiert waren. Zum Jahr der Bibel
2003 wurde eine Dokumentation über das kirchliche Leben in Molln vom Bau
der ersten Kirche im 13. Jahrhundert bis zum Toleranzpatent 1781 erstellt.
In der bisherigen Geschichtsliteratur nur vage angedeutet waren besonders
die Vorgänge zur Zeit der Reformation und Gegenreformation. Anhand von ca.
460 Seiten im Wortlaut abgeschriebenen Originaldokumenten wurde dieses
Kapitel der Ortsgeschichte mit größtmöglicher Genauigkeit nachvollzogen.
Es wurde offenbar, daß Molln, wie auch das Stift Garsten im 16.
Jahrhundert praktisch vollkommen den evangelischen Glauben angenommen
hatte. Nach jahrzehntelangen, offenbar erfolglosen
Rekatholisierungsversuchen des Landesfürsten wurde schließlich 1633 unter
massivem Militäreinsatz innerhalb eines halben Jahres die Annahme des
katholischen Glaubens oder die Vertreibung aus dem Land erzwungen. "Die
Soldaten sind die besten Reformatores", so beschreibt der die Aktion
befehlende Rentmeister der Herrschaft Steyr, Adam Wolf, zynisch seinen
Erfolg, der als abschreckendes Beispiel auch den Untertanen in anderen
Pfarren vorgehalten wurde. Als das Toleranzpatent die evangelische Kirche
aus ihrem Untergrunddasein befreite, fand sich in Molln kein einziger
Anhänger dieses Bekenntnisses mehr. Zur Erklärung dieser Vorgänge werden
auch Ursachen und Einflußfaktoren von Reformation und Gegenreformation
dargestellt. Der Originalwortlaut aller Dokumente und zahlreiche Bilder
runden die Dokumentation ab, die einen Umfang von 460 A4-Seiten umfaßt.
6. Mollner Dichter6.1 Marlen Haushofer (1920 - 1970)Die Wiege dieser heute weltbekannten Schriftstellerin stand im Forsthaus Effertsbach, Pfarre Frauenstein, Gemeinde Molln. Ihr Vater, Heinrich Frauendorfer lebte hier als gräflich Lamberg'scher Revierförster, und sie verbrachte ihre Kindheit in dieser Umgebung. In ihrem Werk kommt immer wieder die starke Prägung zum Ausdruck, die sie hier durch ihre Kindheitserlebnisse erfuhr. Neben einem Überblick über das Werk von Marlen Haushofer werden auch persönliche Erinnerungsgegenstände gezeigt. Zahlreiche Fotos aus dem Familienalbum ihres Bruders, Univ.Prof. Dr. Rudolf Frauendorfer geben einen authentischen Einblick in die Welt, in der sie aufwuchs. 6.2 Otto Jungmair (1889 - 1974)Auch der Vater dieses oberösterreichischen Literaten stand in Molln als Oberförster (Forstmeister) im gräflich-Lamberg'schen Forstdienst. Otto Jungmair veröffentlichte mehrere Bände mit Mundartdichtungen und als Mitarbeiter des Stifterinstitutes zahlreiche Abhandlungen über Adalbert Stifter und sein Werk. Als Herausgeber eines Wörterbuches der o.ö. Mundart erwarb er große Verdienste um die Pflege unserer Heimatsprache. Hier ein kurzer Auszug aus seinem Werk:
Die Video-Dokumentation einer Lesung vermittelt einen interessanten Einblick in seine Lyrik.
7. Sonderausstellung "Fledermäuse"In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Naturschutzbund wurde diese Ausstellung in der auf dem Museum-Freigelände rekonstruierten Mayrreith-Almhütte aus dem Nationalpark Kalkalpen gestaltet. Ein Kurzvideo zeigt Einblicke in das Leben der Fledermäuse.
8. Kulturdenkmal "Voglhuber Kalkofen"Der am Weg von Frauenstein nach Molln über die Ramsau liegende bäuerliche Feldkalkofen des Voglhubergutes wurde in den Jahren 2000 -2001 vom Museumverein wieder betriebsbereit gemacht und im Herbst 2001 ein viertägiger Schaubetrieb durchgeführt. Eine Video-Dokumentation darüber ist im Museum zu sehen, Informationsmaterial liegt auf. Der Kalkofen kann jederzeit frei besichtigt werden, eine Beschilderung ist vorhanden.
Im Jahre 2003 wird ein Schaukalkbrennen in der Zeit von Donnerstag, den 18. bis Sonntag, den 21. September abgehalten. Für den Besuch von Schulklassen bietet sich vor allem die Zeit von Donnerstag bis Freitag bzw. Samstag vormittag an. Exkursionen oder Lehrausgänge zu diesem Betrieb können wie Museumsbesuche angemeldet werden. Eine Kombination der Besuche von Schaubetrieb (incl. Führung) und Museum im Dorf zu einem begünstigten Tarif wird angeboten. Wir bitten wegen der beschränkten Kapazität um frühzeitige Anmeldung von Exkursionsterminen.
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