Ausstellungsbereich 2, Raum 2:


Das Gstadt
Handwerk und Industrie an einem Gebirgsfluß

Ehe die Krumme Steyrling durch die enge Zinkenschlucht in die Steyr fließt, weitet sich ihr Tal zu einem Kessel von knapp 2 km Länge aus, der schon in Urkunden des 13. Jahrhunderts als ”Stad”, heute ”Gstadt”, bezeichnet wird. Hier bot sich die Möglichkeit, durch geschickte Anordnung einer Wehranlage am Fluß und Ausleitung des Wassers in einen mitten durch den Talboden verlaufenden Mühlbach, den ”Fluter”, weitestgehend hochwassersichere Wasserkraftanlagen zu errichten.

Hochwässer bildeten für Mühlen, Säge- und Hammerwerke an den Flüssen eine stetige, oft existenzbedrohende Gefahr, der man nur schwer begegnen konnte. Dies mag ein gewichtiger Grund dafür sein, daß sich an diesem günstigen Ort im Laufe der Jahrhunderte eine beachtliche Vielfalt von Werkstätten ansiedelte, die auf unterschiedliche Weise die Wasserkraft der Krummen Steyrling nutzten. Getreide- und Sägemühlen, Pulver- und Lohstampfen, Blahäuser und Welschhämmer, Drahtzüge, Blech-, Rohr- und Sensenhämmer gingen dem modernen Metallverarbeitungs- und Oberflächentechnikbetrieb voraus, der heute im Gstadt an die 300 Mitarbeiter beschäftigt. Immer wieder in der Geschichte trifft man im Gstadt auch auf unternehmungslustige und risikobereite Menschen, die das Wagnis einer Betriebsgründung oder einer Umgestaltung der Werkanlagen auf sich nahmen und so die Entstehung von Industrieruinen verhinderten.

Die Geschichte des Gstadt seit dem Mittelalter wurde zur Landesausstellung systematisch durchforscht und aus dem Dunkel der Vergangenheit gehoben. In einer aufregenden Folge von Bildern, Ausbauplänen, Dokumenten und Produktpaletten kann daher ein für die Region typisches Beispiel für Industrieentwicklung vorgestellt werden. Besonders gut sind die daraus resultierenden Veränderungen an 3 Geländemodellen zu sehen, die jeweils den Baubestand in der vorindustriellen Zeit (um 1826), nach der die Elektrifizierung begleitenden Industrialisierungswelle (um 1930) und im heutigen Zustand dokumentieren. Meilensteine der Entwicklung bildeten die Umstellung auf die Sensenproduktion 1780, die Vereinigung aller Werkstätten zwischen 1860 und 1870, Elektrifizierung und Werksneubau nach dem 1. Weltkrieg, sowie die Diversifizierungsprojekte nach 1945. Derart spannt sich der Bogen von den gedrechselten Holzschüsseln des 13 Jahrhunderts bis zur hochmodernen Abwassertechnologie, welche die wichtigste Grundlage des heutigen Betriebes bildet.


Diese Seiten wurden im Rahmen des Projektes von Schülern der Hauptschule Molln gestaltet.

Stand: 20. 5. 1998