Ansprache des Vereinsobmannes Dipl. Ing. Adolf Staufer
anlässlich der Weihe des Bildstockes am 1. Oktober 2000, dem Tag des Erntedankfestes


Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich darf Sie herzlich zu unserer kleinen Feier begrüßen und danke Ihnen für Ihre Teilnahme.

Herr Pfarrer Mag. Karl Gruber wird heute für uns den neu errichteten Mollner Handwerkerbildstock weihen.

Für die Gemeinde wird zu diesem Anlass Frau Vizebürgermeisterin Heidelinde Mitterbauer sprechen.

Unser Herr Bürgermeister Erich Dirngrabner steckt derzeit in den Feiern zu seinem 60. Geburtstag. Er bedauert sehr, dass er aus diesem Grunde heute nicht hier sein kann. Vor einer halben Stunde hat sich bei ihm seine Familie zum Glückwunsch eingefunden. Ich möchte mich anschließen und ihm von dieser Stelle aus im Namen des Museumsvereines alles Gute zu seinem Sechziger wünschen.

Besonders freut es mich, dass ich unser Gründungsmitglied Frau Renate Glinsner begrüßen darf, von der die Initiative zur Errichtung dieses Bildstockes ausgegangen ist. Ohne die tatkräftige Unterstützung der Firma Glinsner Bau wäre es uns unmöglich gewesen, dieses Kleindenkmal zu Ehren unserer Handwerke zu bauen. Als kleinen Dank dafür darf ich einen bescheidenen Blumengruß überreichen.

Zu unserer großen Freude kann heute auch unser Kerbl Wagner z' Fraunstoan wieder bei uns sein, der das Schindeldach des Bildstockes gedeckt hat. Am Freitag vor einer Woche haben wir das Dach montiert, am nächsten Tag stürzte er zuhause von der Leiter und landete im Krankenhaus. Aber es hat ihn offenbar der Schutzpatron seines Handwerks, der Hl. Jakob, beschützt, sodass er heute an der Weihe seines Bildes teilnehmen kann, auch wenn er noch ein wenig ramponiert erscheint. Als Redner des heutigen Tages aufzutreten, wie wir es vorgehabt hatten, ist ihm allerdings dadurch erspart geblieben.

Leider kann eine weitere Hauptperson des Tages heute nicht hier bei uns weilen, Frau Mag. Angela Mohr. Wie Sie alle wissen, hat sie sich durch ihre Arbeiten über die Kleindenkmäler, Althäuser und Handwerke große Verdienste um unsere Gemeinde erworben. Das hat den Museumsverein dazu bewogen, ihr zu ihrem 80. Geburtstag diesen Bildstock zu widmen. Schon im Frühjahr hat sie eine Reise gebucht, die sie heute verhindert, hier zu sein. Zu dieser Stunde besichtigt sie in Aachen die Ausstellung über Kaiser Karl den Großen und denkt intensiv an uns, wie sie mir vor ihrer Abreise am Telefon versichert hat.

Sehr geehrte Damen und Herren, vergangenen Samstag habe ich an einer Tagung teilgenommen, die eine Europarat-Initiative zur Bewahrung des europäischen Kulturgutes zum Thema hatte. Bei derartigen Veranstaltungen fallen immer große Worte, wie zum Beispiel: "Jede Generation ist nur Verwalter ihres Kulturgutes und hat die Pflicht, es zu bewahren und an die nächste Generation weiterzugeben." Darüber hinaus wird viel vom Geld gesprochen, das europaweit zur Bewahrung des Kulturgutes aufgewendet werden muss, insbesondere für die Werke der Kunst und Architektur. Die dieser Aufgabe gegenüber überwiegend eingenommene Haltung wird aber am Besuch dieser Tagung verdeutlicht. Von 3300 Einladungen, die der Veranstalter oberösterreichweit an Gemeinden, Institutionen und Personen versendet hat, die als Kulturträger in den Karteien aufscheinen, haben ganze 19 an der Tagung teilgenommen. Leider zeigt unsere Erfahrung hier im Museum ein sehr ähnliches Bild.

Hier in Molln gibt es keine Schlösser und Paläste, unser Kulturerbe ist getränkt vom Schweiß jener Menschen, die durch ihrer Hände Arbeit unseren Ort mit all seinen Stärken und Schwächen zu dem gemacht haben, was er heute ist. Es scheint mir daher sehr treffend, dass im Kulturleitbild unserer Gemeinde darauf hingewiesen wird, dass Kultur überwiegend nicht mit materiellen Werten, sondern mit den immateriellen Bedürfnissen der Menschen zu tun hat.

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass noch so viel Geld unser Kulturerbe nicht vor dem Verfall retten kann, wenn wir es nicht in unseren Köpfen und Herzen tragen. Wir sind die Träger der Kultur, nicht altes Gebälk und Gemäuer. Die steinernen und sonstigen Zeugen der Vergangenheit können uns aber sehr wohl Wegweiser auf unserem Weg durch die Zeit sein.

Die Mitarbeiter unseres Museums bemühen sich, den Menschen diese Wegweiser sichtbar zu machen, indem sie lokalgeschichtliche Quellen aufbereiten und prägende Dinge und Ereignisse vor dem Vergessen bewahren. Sie können aber nur eine Hilfestellung geben, die persönliche Auseinandersetzung damit bleibt niemandem erspart.

Auch die Errichtung dieses Kleindenkmales soll nicht nur einen äußerlich ansprechenden Gegenstand zum Ziel haben. Dieser Bildstock möge unsere Besucher daran erinnern, dass wir alle von den Bemühungen und der Arbeit unserer Vorfahren genau so abhängen, wie die kommenden Generationen auf unser verantwortungsvolles Handeln angewiesen sein werden.

Unsere Handwerker haben sich einst einen Schutzpatron für das Gelingen ihres Schaffens erwählt. Dies möge auch uns ins Bewusstsein rufen, dass längst nicht alles, was uns widerfährt, von unserer eigenen Machtvollkommenheit abhängt. Wir haben für die erste Weihe des Bildstockes bewusst den Erntedank gewählt, weil wir in diesem Fest, so wie schon in der Tradition der Bittprozessionen im Mai, die gleiche Sinnhaftigkeit erkennen.

Wenn dieser neue Bildstock einen kleinen Beitrag zum Verstehen dieser Zeichen leistet, dann haben sich die Mühen und Unwägbarkeiten vielfach gelohnt, die mit seiner Errichtung verbunden waren.

Damit auch kommende Generationen wissen, wie dieses Kleindenkmal zustande gekommen ist, werden wir in seiner Dachkonstruktion eine Rolle mit verschiedenen Dokumenten ablegen. Sie wird eine Zweitschrift der Urkunde mit der Widmung für Frau Mag. Angela Mohr enthalten, eine Beschreibung der Entstehungsgeschichte, verschiedene Arbeitsunterlagen zur Errichtung, den Wortlaut dieser Rede und ein Exemplar der letzten Gemeindezeitung.

Anschließend werden wir durch das Aufsetzen des Giebelkreuzes das Werk krönen. Seinen Abschluss wird es aber erst erhalten haben, wenn das sechste und letzte Bild eines Schutzpatrons unserer Handwerke gesegnet sein wird.

Ich darf mich nun bei allen Freunden und Mitarbeitern des Vereines herzlich bedanken, die zum Gelingen beigetragen haben.

Adolf Staufer

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