Lutherjahr 2017
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Obwohl Maximilian II. der reformierten Lehre durchaus offener als alle anderen
Kaiser aus dem Hause Habsburg gegenüberstand, sah er sich durch die politischen
Umstände genötigt, in seinen Erblanden gemäß dem Augsburger Religionsfrieden von
1555 allen Untertanen die Rückkehr zur katholischen Religion aufzuerlegen. Sein
Sohn und Nachfolger Rudolf II. war am spanischen Hofe des Habsburgers Philipp II.
im Sinne der Inquisition streng katholisch erzogen worden, die Rekatholisierung
seiner Erblande war ihm eine Herzensangelegenheit. Diesem Zwang setzten die Betroffenen
hartnäckigen Widerstand entgegen, was dazu führte, dass der folgende, als Gegenreformation
bezeichnete Zeitraum als düstere Epoche mit unsagbarem menschlichem Leid und mörderischen
Kriegen in die Geschichte einging. Im Land ob der Enns bekannten sich viele adelige
Grundherren, u.a. auch die Zelkinger in Leonstein und die Storcher in Klaus selbst
zur reformierten Lehre. Im Mollnertal dagegen dominierten die landesfürstliche Herrschaft
Steyr mit einem Burggrafen als Verwalter des streng katholischen Kaisers und die
Grundherrschaft des Stifts Garsten, dem auch die Seelsorge in der Pfarre oblag. Da sich
dessen Konvent selbst weitgehend zur lutherischen Lehre bekannte, vertrat am Anfang der
Gegenreformation nur der Landesfürst als Grundherr konsequent den katholischen Standpunkt.
Aber auch in der Herrschaft Steyr waren viele Verwaltungsorgane auf allen Ebenen der neuen
Lehre zugewandt. Wie sich unter diesen Voraussetzungen die Gegenreformation in Molln bis
zum Beginn des 30-jährigen Krieges gestaltete, wird im folgenden Kapitel dargestellt.
Trotz des konsequenten Beharrens der habsburgischen Landesfürsten
auf der Rekatholisierung verlief diese wegen des hartnäckigen Widerstandes nicht nur der
evangelischen Landstände, sondern auch der Bauern und Bürger nur sehr langsam.
Auch der Mangel an katholisch eingestellten Klerikern zur Neubesetzung der Pfarrstellen
stellte ein beträchtliches Hindernis dar. Nach Ausbruch des 30-jährigen Krieges wurde
unter Kaiser Ferdinand II. die Gangart durch mehrere sog. Reformationspatente weiter
verschärft, was 1626 zum Ausbruch des oberösterr. Bauernkrieges führte. In den Archiven
sind einige Beispiele dafür zu finden, wie es der Mollner Bevölkerung in dieser Zeit erging.
Der Sieg des katholischen Lagers über die aufständischen Bauern stärkte
dessen Macht so sehr, dass nunmehr auch rigoros gegen den lutherischen Adel und die
Verwaltungsbeamten im gehobenen Dienst vorgegangen werden konnte. Für das Amt Molln der
Herrschaft Steyr konnten einige Dokumente gefunden werden, die in bewegender Art das Schicksal
der Betroffenen beleuchten. Einen traurigen Höhepunkt erreichten die Schrecken der Gegenreformation
in Molln zur Halbzeit des 30-jährigen Krieges im Jahre 1633. Dabei ging es nicht nur um die
Rekatholisierung der ansässigen Bevölkerung, sondern auch um die Statuierung eines
abschreckenden Exempels für andere widerspenstige Untertanen der Herrschaft Steyr und
des Stiftes Garsten, vor allem auch im Ennstal.
Die bis zum Ende des 30-jährigen Krieges andauernde Repression, für welche
das Geschehen in Molln im Jahre 1633 ein schlagendes Beispiel liefert, hatte in der Region das
Bekenntnis zum evangelischen Glauben nahezu ausgelöscht. Die wenigen Standhaften wurden in den
Geheimprotestantismus abgedrängt und hatten einen langen Weg des Zwanges und der Verfolgung
vor sich, der erst mit dem von Kaiser Josef II. im Jahre 1781 erlassenen Toleranzpatent
ein Ende finden sollte. Aber der absolutistische Staat mit seiner in Prunk schwelgenden
Oberschicht fasste auch seine katholischen Untertanen nicht mit Samthandschuhen an. Der
Gewissensdruck und die Strafandrohung für jene, deren Abfall man befürchtete war zwar geringer
als jener für die „Abgefallenen“, erreichte aber durchaus auch die Grenzen des Erträglichen.
Was die keineswegs üppig sprudelnden lokalen Quellen darüber berichten, soll das abschließende
Kapitel der Dokumentation zeigen. |
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