Lutherjahr 2017
Von der Gegenreformation zum Toleranzpatent

 

 

                                                                                                        Steyr 1649

Steyr 1649


 

Obwohl Maximilian II. der reformierten Lehre durchaus offener als alle anderen Kaiser aus dem Hause Habsburg gegenüberstand, sah er sich durch die politischen Umstände genötigt, in seinen Erblanden gemäß dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 allen Untertanen die Rückkehr zur katholischen Religion aufzuerlegen. Sein Sohn und Nachfolger Rudolf II. war am spanischen Hofe des Habsburgers Philipp II. im Sinne der Inquisition streng katholisch erzogen worden, die Rekatholisierung seiner Erblande war ihm eine Herzensangelegenheit. Diesem Zwang setzten die Betroffenen hartnäckigen Widerstand entgegen, was dazu führte, dass der folgende, als Gegenreformation bezeichnete Zeitraum als düstere Epoche mit unsagbarem menschlichem Leid und mörderischen Kriegen in die Geschichte einging. Im Land ob der Enns bekannten sich viele adelige Grundherren, u.a. auch die Zelkinger in Leonstein und die Storcher in Klaus selbst zur reformierten Lehre. Im Mollnertal dagegen dominierten die landesfürstliche Herrschaft Steyr mit einem Burggrafen als Verwalter des streng katholischen Kaisers und die Grundherrschaft des Stifts Garsten, dem auch die Seelsorge in der Pfarre oblag. Da sich dessen Konvent selbst weitgehend zur lutherischen Lehre bekannte, vertrat am Anfang der Gegenreformation nur der Landesfürst als Grundherr konsequent den katholischen Standpunkt. Aber auch in der Herrschaft Steyr waren viele Verwaltungsorgane auf allen Ebenen der neuen Lehre zugewandt. Wie sich unter diesen Voraussetzungen die Gegenreformation in Molln bis zum Beginn des 30-jährigen Krieges gestaltete, wird im folgenden Kapitel dargestellt. Vom Beginn der Gegenreformation bis 1618

Trotz des konsequenten Beharrens der habsburgischen Landesfürsten auf der Rekatholisierung verlief diese wegen des hartnäckigen Widerstandes nicht nur der evangelischen Landstände, sondern auch der Bauern und Bürger nur sehr langsam. Auch der Mangel an katholisch eingestellten Klerikern zur Neubesetzung der Pfarrstellen stellte ein beträchtliches Hindernis dar. Nach Ausbruch des 30-jährigen Krieges wurde unter Kaiser Ferdinand II. die Gangart durch mehrere sog. Reformationspatente weiter verschärft, was 1626 zum Ausbruch des oberösterr. Bauernkrieges führte. In den Archiven sind einige Beispiele dafür zu finden, wie es der Mollner Bevölkerung in dieser Zeit erging. Lokale Vorgeschichte und Folgen des Bauernkrieges 1626

Der Sieg des katholischen Lagers über die aufständischen Bauern stärkte dessen Macht so sehr, dass nunmehr auch rigoros gegen den lutherischen Adel und die Verwaltungsbeamten im gehobenen Dienst vorgegangen werden konnte. Für das Amt Molln der Herrschaft Steyr konnten einige Dokumente gefunden werden, die in bewegender Art das Schicksal der Betroffenen beleuchten. Landesverweisung in Molln

Einen traurigen Höhepunkt erreichten die Schrecken der Gegenreformation in Molln zur Halbzeit des 30-jährigen Krieges im Jahre 1633. Dabei ging es nicht nur um die Rekatholisierung der ansässigen Bevölkerung, sondern auch um die Statuierung eines abschreckenden Exempels für andere widerspenstige Untertanen der Herrschaft Steyr und des Stiftes Garsten, vor allem auch im Ennstal. Mollner Aufruhr 1633

Die bis zum Ende des 30-jährigen Krieges andauernde Repression, für welche das Geschehen in Molln im Jahre 1633 ein schlagendes Beispiel liefert, hatte in der Region das Bekenntnis zum evangelischen Glauben nahezu ausgelöscht. Die wenigen Standhaften wurden in den Geheimprotestantismus abgedrängt und hatten einen langen Weg des Zwanges und der Verfolgung vor sich, der erst mit dem von Kaiser Josef II. im Jahre 1781 erlassenen Toleranzpatent ein Ende finden sollte. Aber der absolutistische Staat mit seiner in Prunk schwelgenden Oberschicht fasste auch seine katholischen Untertanen nicht mit Samthandschuhen an. Der Gewissensdruck und die Strafandrohung für jene, deren Abfall man befürchtete war zwar geringer als jener für die „Abgefallenen“, erreichte aber durchaus auch die Grenzen des Erträglichen. Was die keineswegs üppig sprudelnden lokalen Quellen darüber berichten, soll das abschließende Kapitel der Dokumentation zeigen. Vom Glaubenskrieg zum Toleranzpatent


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