15. bis 18. September 2005
3. Schaukalkbrennen am Voglhuber Kalkofen
Als sich der Mollner Museumverein vor 5 Jahren zur
Wiederherstellung des Voglhuber Kalkofens entschloss,
war das Hauptziel nicht die Erhaltung des alten Gemäuers, sondern die
Bewahrung des Wissens um die geradezu archaische Kulturtechnik des Kalkbrennens
in einem bäuerlichen Feldkalkofen. Vor dem Entstehen neuerer Kalkofentypen,
wie etwa denen in Steinbach am Ziehberg oder in Steyrling wurde die
Bevölkerung aus einer Vielzahl solcher Öfen mit dem als
Mauerbindemittel und Wandtünche unentbehrlichen Baustoff versorgt. Allein
über das Gemeindegebiet von Molln lagen sechs derartige Anlagen verstreut.
Die Durchführung des ehrgeizigen und einigermaßen aufwendigen
Planes war nur möglich, weil die Fa. Bernegger
Bau Ges.m.b.H. neben öffentlichen Stellen als überaus
großzügiger Hauptsponsor auftrat. Herrn Karl Bernegger sen. war
es ein zutiefst persönliches Anliegen, den letzten Kalkofen alter Bauart
nicht verfallen zu lassen, nicht zuletzt deshalb, weil er selbst nach dem
2. Weltkrieg den Aufbau seines Betriebes mit einem derartigen Ofen
gestartet hatte. Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, das erste
Schaukalkbrennen zu erleben, auf das er sich sehr gefreut hatte.
Einziger Träger des Wissens um den Betrieb des Voglhuber Kalkofens in
der Ramsau war der 71-jährige Altbauer am Voglhubergut, Norbert Rohrauer, der 20 Jahre vorher nach einer
mehr als zehnjährigen Stillstandszeit einen letzten Brand ausgeführt
hatte. Um ihm die Möglichkeit zur Weitergabe seines unersetzbaren Wissens
zu geben, wurden 2001 und 2003 Schaukalkbrennen durchgeführt, von denen
jedes einen Aufwand an ehrenamtlich geleisteter, schwerer körperlicher
Arbeit von etwa 150 Arbeitstagen erforderte. Das Bestreben des Museumvereins
war dabei, das Wissen nicht nur selbst zu erwerben, sondern es auch auf dem
Haus weiterleben zu lassen, auf dem es erarbeitet wurde. Daher wurde es dem
Besitznachfolger des letzten Kalkbrenners, Franz Wasserthal, ermöglicht,
an allen Vorbereitungsarbeiten und am Brennen selbst teilzunehmen.
Welche kulturelle Bedeutung dieses Bemühen besitzt, zeigte sich beim Brennen
2003 schon dadurch, dass die Direktion des bedeutenden Freilichtmuseums
Großgmain - informiert durch einen Zeitungsbeitrag - einen Kleinbus
mit führenden technischen Mitarbeitern entsendete, weil dort zwar zwei
im Land Salzburg abgetragene Kalköfen auf ihren Aufbau warteten, aber
niemand mehr die alte Kulturtechnik kannte. Inzwischen ist mit dieser
Unterstützung einer dieser Öfen wiederhergestellt und man denkt daran,
nunmehr auch in Großgmain ein erstes Probebrennen zu versuchen.
Das heurige Schaubrennen war noch mit Norbert Rohrauer vereinbart und geplant
worden, da verstarb er für die Veranstalter völlig unerwartet im
Jänner dieses Jahres. Obwohl der Verein nach eigener Einschätzung
seine Erfahrung und Hilfe noch dringend benötigt hätte, entschloss
er sich dazu, den Plan auch ohne seinen Lehrmeister zu verwirklichen. Die
Herausforderung ist nicht gerade klein, aber man ist zuversichtlich, sie
erfolgreich zu bestehen. Es zeigt sich nun, dass die Bemühungen der
vergangenen Jahre gerade noch rechtzeitig kamen, um das Wissen um diese alte
Kulturtechnik vor dem Vergessen zu bewahren.
Das letzte Schaukalkbrennen 2003 konnte etwa 5000 Besucher verbuchen, die aus
allen Vierteln des Landes und auch von jenseits der Landesgrenzen anreisten.
Sie waren durchwegs von dem urtümlichen Flammenschauspiel tief beeindruckt
waren und viele drückten den Wunsch aus, vom Termin des nächsten
Schaubrennens verständigt zu werden. Die eindrucksvollsten Bilder kann man
nach Einbruch der Dunkelheit erleben, was auch bei der Gestaltung des
Rahmenprogramms entsprechend berücksichtigt wurde. Auch für das
diesjährige Brennen stehen wieder an die 70 Raummeter Brennholz bereit, die
schon bald in den Schlund des gefräßigen Kalkofens wandern werden.
Den Besucher erwartet das folgende Programm:
Täglich Festzeltbetrieb: Getränke, Donnerstag bis Samstag
bis 18 Uhr kalte Imbisse, dann bis 22 Uhr auch warme Speisen, Sonntag 11 bis
19 Uhr warme Speisen
Donnerstag, 15. September:
10:00 Uhr: Feierliches Anzünden
ab 11:00 Uhr Führungen und Vorführungen des Kalklöschens
18:00 - 22:00 Uhr: Unterhaltungsmusik im Festzelt
Freitag, 16. September:
Ab 9:00 Uhr: Besichtigung, Führungen, Kalklöschvorführungen
20:00 - 22:00 Uhr: Musik mit den Mollner Maultrommlern
22:00 - 01:00 Uhr: DJ-Unterhaltungsmusik
Samstag, 17. September:
Ab 9:00 Uhr: Besichtigung, Führungen, Kalklöschvorführungen
16:00 - 24:00 Uhr: Die lange Nacht der Kalkbrenner
mit Musikgruppen der LMS Molln, dem Zitherverein Steyr und der Steyrdorfer
Saitenmusik, Mundartvorträge
Sonntag, 18. September:
Ab 9:00 Uhr: Besichtigung, Führungen, Kalklöschvorführungen
10:00 Uhr: Kalkbrenner-Frühschoppen
14:00 bis ca. 17:00 Uhr Kalkbrennerfest mit dem Musikverein Molln,
Handwerksvorführungen
Die Eintrittskarte um 2 Euro ist auch für einen
Besuch im Museum im Dorf Molln gültig.
Verein Museum im Dorf Molln
Presseinformation 2005
Quereinsteiger kommen hier zur ... Startseite | Site-Navigation | Zurück
|