Ansprache des Vereinsobmannes Dipl. Ing. Adolf Staufer
anlässlich der Kalkofen-Eröffnungsfeier am Sonntag, 23. September 2001
Sehr geehrte Damen und Herren!
Vor etwa einem Jahr haben wir im Museumverein darüber gesprochen, dass es schön wäre,
wenn der alte Voglhuber Kalkofen, dessen Überdachung in den letzten Jahren eingestürzt war,
erhalten und wieder betriebsbereit gemacht werden könnte. Wir beschlossen, die Möglichkeiten
dazu zu prüfen, und da sich die Besitzerfamilie sehr interessiert zeigte, wurde ein Projektplan
ausgearbeitet und versucht, die erforderlichen Mittel aufzutreiben. Zehn Förderungsanträge
an verschiedene öffentliche und private Stellen wurden geschrieben. Wir hatten das große
Glück, dass der wärmste Befürworter und großzügigste Förderer dieser
Pläne hier in Molln zu Hause war, Herr KR Karl Bernegger. Er hat ja selbst nach seiner Heimkehr
vom Weltkrieg den Aufbau seines Unternehmens damit begonnen, dass er den Kalkofen seines Elternanwesens
aus einer Schutthalde ausgrub und wieder in Betrieb nahm. Wie hatte er sich gefreut, als er sah, dass
eine Idee, die er selbst schon längere Zeit wälzte, in die Tat umgesetzt werden sollte!
Es erfüllt mich mit Wehmut, dass er den heutigen Tag, der sicher für ihn ein Freudentag gewesen
wäre, nicht mehr erleben durfte. Aus einem persönlichen Bedürfnis heraus möchte
ich Sie bitten, im Gedenken an unseren großherzigen Freund Karl Bernegger eine kurze Weile in
Schweigen zu verharren.
Danke!
Die Unterstützung durch die Firma Bernegger
Bau Ges.m.b.H. war nicht nur großzügig, sie war auch prompt. Schon einen Tag nach der Zusage fanden wir
einen Betrag von S 100 000 auf unserem Konto. Aber nicht genug damit! Auf allen bisherigen Rechnungen
über Materiallieferungen fanden wir den handschriftlichen Vermerk:
Nicht in Rechnung gestellt, Beitrag zum Kalkofen.
Als kleines Zeichen des Dankes darf ich Ihnen, liebe Frau Bernegger, einen kleinen Blumengruß
vom Kalkofen überreichen.
Auch die meisten anderen angeschriebenen Stellen reagierten äußerst interessiert und rasch.
Wir dürfen folgenden weiteren Förderern sehr herzlich für ihre Unterstützung danken:
Kulturabteilung und Wirtschaftsabteilung des Landes
Oberösterreich
Raiffeisen-Landesbank und Raiffeisenbank
Molln-Leonstein
Bundesministerium für
Wissenschaft, Unterricht und Kunst
und der Marktgemeinde Molln, welche die Kosten für
eine Arbeitspartie der Jugendwerkstatt Steyr übernahm und uns mit den Ressourcen des Gemeindebauhofes
tatkräftig unterstützte.
Mit dieser Rückenstärkung konnten wir noch vor Jahresende zur Tat schreiten und mit den
Wiederherstellungsarbeiten beginnen. Die Realität hat uns allerdings gelehrt, dass schon aufgrund
der Witterungsbedingungen unser ursprüngliches Ziel, schon im Frühjahr den ersten Betrieb zu
starten, zu hoch gegriffen war. Heute aber dürfen wir diesen Freudentag des in voller Glut stehenden
Brennofens erleben.
Wer aber mit dem Begriff Schaubetrieb die Vorstellung verbindet, hier stehe eine Anlage, bei der man auf
einen Knopf drückt oder einen Schalter dreht und schon laufe alles am Schnürchen, der liegt
vollkommen falsch. Was heute hier im Ofen glüht, das waren einmal an die 35 t Kalksteine von
Faustgröße bis zu einem Gewicht von 70-80 kg, die in Schutthalden in der Hopfing Stein für
Stein mit der Hand aufgesammelt und 5 km hierher gebracht wurden. Dass schon dies in der richtigen Form,
Größe und Menge möglich war, verdanken wir der Erfahrung des letzten Kalkbrenners alten
Stils in unserer Region, dem Altbauern des Voglhubergutes Norbert Rohrauer.
Er selbst hat sein Wissen schon von seinem Vater übernommen, denn das
Kalkbrennen war seit Generationen ein Zuerwerb am Voglhubergut. Nun mussten die angekarrten Steinberge
in den Ofenschacht eingebracht werden. 2 m im Durchmesser hat dieser Schacht unten, 4 m oben und eine
Höhe von 3 ½ m weist er auf. In der Mitte musste der eingewölbte Feuerraum frei bleiben,
die Größe der Steine musste an jeder Stelle auf den Temperaturverlauf abgestimmt werden.
Norbert Rohrauer hat uns trotz seiner 71 Jahre nicht nur beraten, sondern bei allen Arbeiten selbst Hand
angelegt und das in einer Art und mit einem Einsatz, die mich geradezu in Erstaunen
versetzt hat. Ich
möchte Dir, lieber Norbert, für das, was Du hier geleistet hast, nicht nur im Namen aller danken,
ich möchte Dir hier in aller Öffentlichkeit meine persönliche Wertschätzung ausdrücken.
Bedanken darf ich mich auch bei allen Helfern, die uns bei der schweren Arbeit der Vorbereitung, in Tag-
und Nachtschichten des Ofenbetriebes und bei der Betreuung der Gäste geholfen haben und noch helfen.
Hätten wir nicht diese treuen Freunde, die auf Anruf kurzfristig bereit sind, sich für den
Museumverein und seine Ziele einzusetzen, wir hätten ohnehin schon längst zusperren müssen.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Für eine kurze Stunde beeindruckendes Schauspiel, für einen interessanten Nachmittag, der sich
ein wenig vom Alltag abhebt, wäre dieser Aufwand viel zu groß. Der Mollner Museumverein hat sich
auch nie als Unterhaltungseinrichtung, sondern immer vorwiegend als Bildungseinrichtung verstanden. Nur
wenn wir alle über das, was wir hier sehen, ein wenig nachdenken, wenn wir uns bemühen zu verstehen,
wie mühselig die Generationen vor uns, auch hier am Kalkofen, für das gearbeitet haben, was wir
als Heimatort oder Heimatland annehmen durften, wenn daraus Achtung vor diesen Leistungen erwächst,
und wenn wir dadurch unsere eigenen Lebensumstände besser verstehen lernen, dann war dies all die
Mühen wert, die der lodernden Glut in diesem Kalkofen vorausgegangen sind und ihr wohl auch noch folgen
müssen.
Für mich selbst hat die Vorbereitung des heutigen Tages in den vergangenen Wochen die härteste
Knochenarbeit des letzten Vierteljahrhunderts gebracht. Aber ich kenne heute, was mir bisher weitgehend
unbekannt war, ich verstehe ein wenig, wovon ich vorher keine Ahnung hatte, meine Beziehung zu diesem Tal
meines Heimatortes hat sich vertieft. Ich bin reicher geworden. Ich wünsche Ihnen, sehr geehrte Damen
und Herren, Sie mögen ein wenig von meiner persönlichen Erfahrung mit sich nehmen, wenn Sie diesen
Ort hier verlassen, auch Sie sollen reicher gehen, als sie gekommen sind. Dafür und nicht zu Ihrer
bloßen Unterhaltung haben wir unsere Arbeit des letzten Jahres eingesetzt.
Damit Sie ein wenig besser verstehen, was ich Ihnen sagen will, möchte ich zum Schluss noch ein
kleines Mundartgedicht
vorlesen. Es wurde vom Heimatdichter Otto Jungmair geschrieben,
einem Sohn unserer Heimatgemeinde. Ich lese aus der Sammlung "Gereimte Ungereimtheiten", die Sie hier
bei uns auch erwerben könnten.
Zurück
|