Egon Petschnik :: Nachruf
des Gründungsobmannes Adolf Staufer
Verehrte Trauergemeinde, liebe Edith, liebe Familie!
Wenn ich heute im Namen des Vereins Museum im Dorf von
unserem Freund Egon Abschied nehmen muss, so ist mir schmerzlich bewusst, dass
es ohne Weggefährten wie Egon heute weder unseren Verein noch das Museum im Dorf
in Molln gäbe. Näher kennen lernten wir uns, als wir ab 1985 im Gemeinderat und
da insbesondere im Kulturausschuss zusammen arbeiten durften. Wir teilten unser
Interesse für Geschichte und Volkskultur, und ich war beeindruckt von seiner
umfangreichen und vielfältigen Sammlung heimischer Kultur- und
Gebrauchsgegenstände. Es schien fast nichts zu geben, was man nicht bei ihm
daheim in irgendeiner Form finden konnte. Wenn es seine Zeit erlaubte, trieb
ihn seine Liebe zur Archäologie hinaus auf die Felder und Fluren, wo er mit
einem Metalldetektor verborgenen Zeugen längst vergangener Zeiten und Kulturen
nachspürte. Als an den Kulturausschuss die Aufgabe herangetragen wurde, die
Möglichkeiten zur Gründung eines Heimathauses oder Museums auszuloten, war Egon
wie selbstverständlich von der ersten Minute an dabei. Die Idee, ein solches
Projekt in eine möglicherweise kommende, dezentrale Landesausstellung
einzubinden, entsprach ganz seiner Vorstellung von regionaler Kulturtätigkeit.
Nach zweijähriger Vorarbeit konnte 1991 unser Verein gegründet werden. Im Auge
hatten wir dabei keinesfalls persönliches Interesse, sondern das der Gemeinde.
Egon übernahm die Funktion eines Obmannstellvertreters, die er behielt, bis er
im heurigen Sommer die Nachfolge seines Vorgängers als Obmann, Franz Hackl
antreten musste. Mit mehr als 20 Jahren Funktionsdauer war Egon somit mit
großem Abstand der am längsten dienende Funktionär des Museumsvereines.
Die ersten Jahre unseres Vereinslebens brachten viel
Arbeit für die Planung eines Schmiede- und Maultrommelmuseums, das wir in
Zusammenarbeit mit unserem gemeinsamen Freund Hans Schmiedberger aufbauen
wollten, falls das Konzept einer dezentralen Landesausstellung uns das
ermöglichen sollte. Obwohl das Projekt bis zu unterschriftsreifen Verträgen
gediehen war, mussten wir es Ende 1994 aufgrund widriger Umstände leider fallen
lassen. Als 1995 die Landesausstellung „Land der Hämmer“ für 1998 festgelegt
wurde, gab es daher in unserer Gemeinde kein realisierbares Projekt dazu. Auf
Wunsch der Gemeinde machten wir uns wiederum auf die Suche und wurden
schließlich fündig, als uns unser Freund Günter Zrenner mit seinen aufgelassenen
Stallungen sowie Heuboden und Misthaufen ein geeignetes Areal zur Verfügung
stellte, das sie heute als Museum im Dorf kennen. Die Planungsarbeiten für den
Umbau und die Landesausstellung mussten bei Stunde Null begonnen werden, wurden
aber in kurzer Zeit bewältigt. Auf eine Finanzierungszusage durch die
Landeskulturabteilung mussten wir dann allerdings mehrere Monate bis zum
Oktober 1996 warten. Es folgte ein Jahr hektischer Bauaktivitäten, zu denen Egon
nicht nur mit seinen Ideen, sondern auch mit seinem überaus vielseitigen
handwerklichen Können beitragen konnte, aber auch musste, denn aufgrund der
knappen Mittel mussten wir ja einen großen Teil der Arbeit ehrenamtlich leisten.
Trotzdem konnte noch vor der Landesausstellung im Oktober 1997 das Museum mit
einer sehr schönen Fritz-Lindinger Gedächtnisausstellung in Betrieb gehen. Für
die Landesausstellung hatte Egon den Aufbau der Maultrommelabteilung übernommen,
die noch heute durch ihre Vielfalt und liebevolle Gestaltung die
Museumsbesucher in ihren Bann zieht. Darüber hinaus findet man aber im Museum
und beim 2001 dazu gekommenen Voglhuber Kalkofen kaum eine Stelle, an der Egon
nicht mit Rat und Tat angepackt hätte, wenn Hilfe erforderlich war. Und das
alles auch dann noch, als sich zuerst schleichend und dann immer schneller und
stärker seine Erkrankung bemerkbar machte. Um dem Museum noch besser dienen zu
können, absolvierte er beim oberösterreichischen Institut für Volkskultur eine
Ausbildung zum Heimatforscher.
Als heuer im Sommer mit dem Wiederaufbau des Bilderstadels
ein Projekt vollendet wurde, an dem er mit seinem ganzen Herzblut hing, war er
schon deutlich von seiner Krankheit gezeichnet. Trotzdem übernahm er pflichttreu
nach dem Ableben des Obmanns Franz Hackl die Führung des Vereines.
Geschätzte Trauergemeinde, wenn ich bei diesem kurzen
Überblick über den Beitrag Egons zu unserer Vereinsarbeit häufig das Wort “Wir“
verwendet habe, so wollte ich dadurch ausdrücken, dass wir mit hoher
Wahrscheinlichkeit an unseren Zielen gescheitert wären, hätten wir sie nicht
immer als gemeinschaftliche Aufgaben gesehen und angepackt. Egon ist für uns aus
dieser Gemeinschaft nicht wegzudenken. Wenn es um das Museum ging, hat keiner
von uns jemals die aufgewendeten Stunden gezählt, bei Egon bin ich mir aber
sicher, dass es tausende waren, die er für sein geliebtes Museum und für seinen
Heimatort geleistet hat, ohne jemals nur mit einer einzigen Silbe nach seinem
persönlichen Vorteil zu fragen. Ich meine, nicht nur der Verein und das Museum
im Dorf, sondern wir alle schulden ihm dafür reichlichen Dank und ein ehrendes
Andenken.
Danken möchten wir aber auch Dir, liebe Edith, und Euren
Söhnen Jürgen und Arnold, denn ihr habt Egon beispielhaft bei der Erfüllung
seiner Aufgaben für das Museum begleitet und unterstützt, als seine schwindenden
Kräfte immer weniger mit seinem bis zuletzt starken Willen Schritt halten
konnten.
Unser Museum im Dorf und letztlich wir alle haben mit Egon
einen guten Geist verloren.
Adolf Staufer
Gründungsobmann
Quereinsteiger kommen hier zur ...
Startseite |
Site-Navigation
| Zurück
|